Wer denkt bei diesem Namen nicht an die Justizvollzugsanstalt an der Homburger Landstraße? Allerdings wäre es ungerecht den Stadtteil nur mit dem zwischen 1882 und 1887 entstandenen Gefängnisbau an der Homburger Landstraße zu identifizieren. Seit bei Sanierungsarbeiten in der Kreuzkirche in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts Mauerreste aus der Karolingerzeit, Skelette, ein mittelalterliches Gewölbe, gotische Fenster und Wandmalereien zum Vorschein kamen, ist sicher, dass Preungesheim über eine Sehenswürdigkeit von europäischem Rang verfügt. So euphorisch drückte es ein Mitarbeiter des Denkmalamtes bei einer Führung durch das Gotteshaus in der Weinstraße aus. Bereits um 1200 ist eine erste Kirche am heutigen Standort nachweisbar. Rund um die Kreuzkirche schmiegt sich der alte Ortskern von Preungesheim, das wahrscheinlich nach einem Bruno benannt ist, dessen Familie sich einst am Fuße des heutigen Bachbergs niedergelassen hatte. Am Bachberg konnten ein befestigter Gutshof und eine Turmhügelburg nachgewiesen werden. Doch die Herrschaft der Herren von Preungesheim währte nicht allzu lange. 1320 verpfändete König Ludwig der Bayer Preungesheim zusammen mit der Grafschaft Bornheimer Berg an Hanau. Mit dem Aussterben des Hanauer Grafenhauses fiel Preungeheim 1736 an die Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach dem deutsch-deutschen Krieg 1866 eroberten die siegreichen Preußen das 1803 zum Kurfürstentum aufgestiegene Hessen-Kassel – und mit ihm das kleine Preungesheim. Die Gemeinde profitierte von der preußischen Herrschaft. Bereits 1867 wurde ein neues Schulhaus in der Kreuzstraße 55 gebaut, das das aus dem 17. Jahrhundert stammende Schulgebäude abgelöst hat. 1900 entstand das Schulhaus in der Weinstraße, 1920 wurde die Theobald-Ziegler-Schule eingeweiht. 1882 wurde mit dem Bau der bereits erwähnten Strafanstalt begonnen, die immerhin Arbeitsplätze für die Bevölkerung mit sich brachte. Dass sie in der nationalsozialistischen Zeit von 1933 bis 1945 Hinrichtungsstätte für politisch und rassisch Verfolgte werden würde, konnte man damals nicht ahnen. Eine am 20. Juli 1962 eingeweihte Gedenkstätte mit einem Spruch von Ricarda Huch zwischen Homburger Landstraße und der Straße Auf der Platte erinnert heute an die Ermordeten und gibt ihnen ihre Namen zurück.
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war Preungesheim ein typisches Bauerndorf. Die Menschen lebten vom Weinbau, bis die Reblaus diesem Erwerbszweig im 18. Jahrhundert ein Ende bereitete, vom Obstanbau und von der Landwirtschaft. Heute erinnern nur noch einige wenige Gehöfte sowie Flur- und Straßennamen wie der Lausberg, die Weinstraße oder die Straße An den drei Steinen, die auf einen Kiepenstein hinweist, auf dem die Preungesheimer Bäuerinnen auf dem Weg in die Stadt ihre Körbe für eine Rast absetzen konnten, an diese bäuerliche Vergangenheit. Ein Bildstock an der Homburger Landstraße 87, den die Landfrauen unterwegs auf ihrem beschwerlichen Weg zum Gebet nutzten, ist dagegen erhalten geblieben. In die frei werdenden Scheunen zogen Handwerker und kleine Gewerbetreibende. Das Gewerbegebiet an der August-Schanz-Straße entstand erst seit den 1970er Jahren.
Die Verlängerung der Straßenbahn von der Frankfurter Innenstadt nach Preungesheim war Teil des Eingemeindungsvertrags vom 1. April 1910. Die U-Bahn-Linie 5 hat 1977 diese Verbindung abgelöst. Die aufstrebende Großstadt brauchte Platz für Erweiterungen. Damit wurde Preungesheim als Wohnort attraktiv. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Preungesheim noch einmal einen gewaltigen Aufschwung. 1950 wurde mit dem Bau der Walter-Kolb-Siedlung an der Gießener Straße begonnen, ab 1955 folgte das Baugebiet Preungesheim-West und 1960 der Bau der Karl-Kirchner-Siedlung. Mit dem 1999 begonnenen und für mehr als 5000 Menschen vorgesehenen Neubaugebiet Frankfurter Bogen ist die Bevölkerungsentwicklung Preungesheims vorerst abgeschlossen. Aktuell zählt Preungesheim 15.567 Einwohner (Stand 31.12.2018).
Der Wochenmarkt, immer Freitags auf dem Gravensteiner Platz, hat sich zum beliebten Treffpunkt für alle Preungesheimer entwickelt.